- Cheng
- Cheng[tʃ-], Ch'eng [tʃ-], Gebrüder, zwei chinesische Philosophen, die Brüder Cheng Hao (oder Cheng Mingdao), * 1032 ✝ 1085, und Cheng Yi (oder Cheng Yichuan), * 1033, ✝ 1108, die im Neokonfuzianismus ein naturhaft-moralisches Weltprinzip (Li) in den Mittelpunkt stellten. Cheng Hao betonte dabei mehr dessen alle Dinge und Wesen vereinigende Kraft, Cheng Yi hingegen dessen jeweils verschiedene Ausprägung; sie wird durch das Widerspiel der Materie (Qi) bewirkt, in der es sich verwirklichen muss. Durch Cheng Hao wurde der individualistische, »idealistische« Zweig des Neokonfuzianismus (»Herz-Schule«, Xin-xue) begründet, der sich im 15./16. Jahrhundert in den Lehren des Wang Yangming vollendete, durch Cheng Yi der extravertierte, staatsbetonende, »realistische« Zweig (»Prinzip-Schule«, Li-xue), der schon im 12. Jahrhundert durch Zhu Xi ausformuliert wurde. Beide Richtungen spielten ideologisch bis ins 19. Jahrhundert hinein eine grundlegende Rolle.A. C. Graham: Two Chinese philosophers (London 1958, Nachdr. London 1967).
Universal-Lexikon. 2012.